Arbeiten im Paradies? – Telc-Außenstellenprüfungen

25. Oktober 2020

Arbeiten im Paradies? – Telc-Außenstellenprüfungen

Viele Freunde beneiden mich um diese Vorstellung: Man fliegt in eine exotische Umgebung und arbeitet ganz nebenbei ein wenig. So ungefähr müssen sie sich mein Tun im philippinischen Inselparadies wohl vorstellen. Anders lassen sich ihre leuchtenden Augen und aufgeregten Stimmen als Reaktion auf mein berufliches Intermezzo nicht erklären. Die Realität sieht jedoch leicht anders aus.

Zu Beginn steht immer ein langer, sehr langer Flug.

In der Vergangenheit durfte ich schon unterschiedlichste Erfahrungen mit den diversen Airlines und Flugrouten machen. Als typisch Deutsche, muss ich gestehen, rümpfe ich schon mal die Nase, wenn auf engem Raum trotz Käsefußalarm die Schuhe ausgezogen werden oder beim Essen mit größter Begeisterung geschmatzt wird. Chinesische Airlines gehen deshalb nicht zu meinen Lieblingstransportmitteln. Auch Komfort und Ruhe sind während des Fluges eher Mangelware. Es mag Leute geben, ich habe davon gehört, die können immer und überall schlafen. Nun gehöre ausgerechnet ich nicht dazu. Für mich ist Schlaf eine private Angelegenheit und dementsprechend schwer fällt es mir, in einem Flugzeug zu nächtigen.

Nach beinahe 24 Stunden bin ich endlich im exotischen Paradies angekommen. Nun geht es darum, den Spagat zwischen Rucksacktourismus und Businesstrip zu meistern und mir überhaupt noch mal meine eigene Rolle vor Augen zu führen. Mein großes Abenteurerherz sagt, verhandele mit den Taxifahrern oder trampe doch am besten für ein kleines Dankeschön und schwing dich – allen Schlaglöchern zum Trotz – mit Hintern und Gepäck auf ein fremdes Moped. Da ich jedoch nicht mit einem Rucksack sondern einem Rollkoffer voller gewichtiger Prüfungsunterlagen durch den Flughafen flaniere, erinnere ich mich fix wieder an das eigentliche Ziel meiner Reise: Sprachtests für ausländische Krankenpfleger bei unseren ausländischen Kooperationspartnern durchzuführen – so genannte Außenstellenprüfungen! Wieder mit dem Bewusstsein einer beruflichen Mission zu folgen und meiner Aufgabe angemessen, begebe ich mich folglich auf die Suche nach einem ordentlichen Gefährt, einem Taxi.

Filipoinos sprechen meist englisch und sind sehr katholisch. Dennoch, für Europäer ist das Land immer für ein Abenteuer gut.

Jetlag

Im Hotel angekommen (in der Regel ist es dann schon mitten in der Nacht), beziehe ich meine wirklich hübsche Herberge. Ich begrüße das mir durch meine vorherigen Aufenthalte fast schon vertraute Personal und falle endlich todmüde ins Bett. Nicht ohne zuvor den Wecker zu stellen. Denn es gilt nun dem Jetlag entgegen zu wirken. Auch so eine Sache, die mir mitunter die schönsten Augenringe ins Gesicht zaubert.

In den ersten Tagen nach Ankunft bereite ich, dem Jetlag zum Trotz, die anstehenden Prüfungen vor, treffe unsere Partner vor Ort, inspiziere die Räumlichkeiten für die Prüfungen und gehe dabei meiner beruflichen Verantwortung in exotischer Umgebung nach. Mitunter ergibt sich dabei auch die Möglichkeit nach Feierabend in den hoteleigenen Pool zu hüpfen und damit ein leichtes Reisegefühl zu erhaschen.

Dann geht es endlich los, die Telc-Prüfungen starten!

Auch wenn ich bereits zuvor schon alles auf seine Richtigkeit hin überprüft habe, erscheine ich überpünktlich am Prüfungsort. Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass man in asiatischen Ländern gerne mal kleine Überraschungen serviert bekommt. Und hier ist deutsche Pünktlichkeit und Vorausdenken mitunter hilfreich und nervenschonend. Abhängig davon wie viele Kandidaten geprüft werden, verbringe ich die kommenden ein bis vier Tage ausschließlich am Prüfungsort. Die Räume sind oft mit Vorhängen verschattet und mit Klimaanlagen gekühlt. Die Sonne sehe ich also lediglich in der Mittagspause. Dafür genieße ich sie umso mehr und lasse sie mir (mit dem Wissen, dass in Deutschland nun das ekligste Herbstwetter überhaupt wütet) direkt ins Gesicht strahlen.

Aber zurück zum Thema: Jede Person, die schon einmal durch Asien gereist ist, bekommt wohl eine Ahnung davon, mit welcher Art von Herausforderungen man mitunter konfrontiert wird. Mögen die viel gepriesenen deutschen Tugenden mancherorts halb belächelt werden, hier helfen sie durchaus bei meinem Auftrag. Denn nicht zuletzt verantworte ich hier ja große Zukunftsträume, von einer beruflichen Karriere und einem neuen Leben in Deutschland. Die Telc-Prüfung ist ein wichtiger Meilenstein für philippinische Krankenpfleger. Sie zu bestehen ist die Grundlage dafür, überhaupt in einem Krankenhaus oder einer anderen Pflegeeinrichtung in Deutschland starten zu können. Mangelnde Sorgfalt wäre hier wirklich fehl am Platz und respektlos.

Und das war es dann auch schon …

Die Testunterlagen werden noch vor Ort vernichtet, sodass ich lediglich mit den Prüfungsbögen (und den damit einhergehenden Hoffnungen aller Teilnehmer) im Gepäck Richtung Deutschland fliege. So werden aus den 25 Kilo Gepäck vom Hinflug im Handumdrehen komfortable 15 Kilo. Ein ein- bis zweiwöchiger Businesstrip endet also mit einem leichten Sonnenbrand und deutlich leichterem Gepäck. Auch wenn das gesamte Unterfangen mitunter anstrengend und herausfordernd ist, so bin ich doch immer wieder froh, so einen spannenden und abwechslungsreichen Job zu haben.