Nicht alle ausländischen Fach- und Führungskräfte, die nach Deutschland kommen, erleben einen Kulturschock. Aber nach unserer Einschätzung und Erfahrung ist der Anteil derjenigen, die darunter leiden, relativ hoch.
Zeit, einmal einen gezielten Blick darauf zu werfen, was passieren kann, wenn aus der anfänglichen Euphorie plötzlich das Gefühl wird, fehl am Platz zu sein.
Wer in ein neues Land umzieht, kennt das Phänomen: Erst ist man begeistert und fasziniert. Schon am Flughafen sieht alles anders aus als zuhause. Es duftet anders, es schmeckt anders, die Dinge sind fremd und aufregend. Adrenalin und Dopamin pur – ein Gefühl fast wie im Rausch. Oder wie im Urlaub.
Die „Honeymoonphase“ nennt die Kulturforschung diese Zeit.
Man ist gefordert und spürt zugleich die eigene Kraft wie selten im Leben: Sich orientieren, eine neue Wohnung finden und einrichten, ggf. sogar eine Schule oder einen Kindergarten. So vieles will entdeckt werden: Wo ist der nächste Supermarkt? Wie funktionieren die öffentlichen Verkehrsmittel? Wo kaufen die Menschen ihr Brot, ihr Fleisch, ihre Kleidung?
Gerüche, Straßenschilder, Taxifahren – alles ist anders als zuhause und alles ist spannend. Dazu die fremde Sprache… Und der neue Job: wie sind meine neuen Kollegen? Wie agieren sie? Welche Hierarchien gibt es? Wo stehe ich in der Hierarchie und welche neuen Aufgaben warten auf mich?
Und dann passiert es. Der Rausch der Glückshormone lässt nach. Oft ruckartig stellt sich Ernüchterung ein. Und zum ersten Mal ein Gefühl von Heimweh.
„Krise“ – zuhause war alles besser
Plötzlich fühlt man sich allein. Die fremde Sprache fasziniert nicht mehr, sie klingt einfach nur fremd und unverständlich. Im Sprachkurs in der Heimat sprach der Lehrer deutlich, hier nuscheln die Menschen, sprechen schnell und ohne Rücksicht. Oder mit Dialekt. Lachen über Dinge, die man nicht lustig findet. Einfache Kommunikation, zum Beispiel beim Einkaufen oder auch auf der Arbeit, funktioniert nicht. Wieso verstehen die Deutschen nicht, was ich sagen möchte. Spreche ich so schlecht? Das Gefühl, die fremde Sprache überhaupt nicht zu beherrschen, stellt sich ein und die Stimmung sinkt. Das Neue ist nicht mehr faszinierend, sondern anstrengend. Missverständnisse treten auf, Gefühle von Frustration und Hilflosigkeit führen zur Ablehnung der neuen Kultur, innerem Rückzug und Idealisierung der Heimat. Der Übergang von der anfänglichen Euphorie zur Enttäuschung kann so plötzlich kommen, dass man hier von einem „Kulturschock“ spricht. In der Folge möchte man einfach nur noch weg.
Diese Phase der Krise auszuhalten, sie zu überwinden, bedeutet eine große Herausforderung für alle Beteiligten. Jetzt braucht es Verständnis und das Wissen darum, dass ein Kulturschock normal ist und überwindbar. Im Alltagsleben und auf der Arbeit ist jetzt jede Unterstützung gefragt: Begleitprogramme durch Integrationslotsen, Relocation Consultants oder Mentoren, ein zusätzlicher Sprachkurs, verständnisvolle Kollegen und Vorgesetzte – alles hilft.
„Akkulturation“ und „Anpassung“- man kommt nachhaltig in der Fremde an
Idealerweise pendeln sich nach und nach die Dinge ein, man gewöhnt sich an manches. Ein zusätzlicher Sprachkurs zeigt Wirkung. Man findet Anschluss, Freunde… Und stellt fest, dass nicht alles schlecht ist. Manches sogar besser als in der alten Heimat. In dieser Phase der „Akkulturation“[1] beginnt man, graduell Verständnis für die neue Umgebung mit ihren Eigenheiten und Besonderheiten zu entwickeln. Die Begegnung mit der neuen Kultur ist nicht mehr negativ geprägt, das Gefühl von Hilflosigkeit weicht dem Gefühl der Beherrschbarkeit von Situationen.
In der letzten Phase der „Anpassung“ hat der Zuwanderer den Kulturschock überwunden. Er kann die neue Kultur tatsächlich verstehen und wertschätzen und sogar Verhaltensmerkmale der fremden Kultur übernehmen. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes in dem neuen Land „angekommen“.
Grundsätzlich gilt: je mehr sich die neue Kultur von der eigenen unterscheidet und je weniger man über die neue Kultur vorab weiß, desto größer und heftiger kann der Kulturschock ausfallen. Mangelnde Sprachkenntnisse und soziale Isolation verstärken den Kulturschock enorm. Hier gilt es präventiv zu handeln, gute Voraussetzungen zu schaffen, um der Krise nach dem Ankommen konstruktiv entgegenzuwirken.
Wir, die Startcon GmbH, unterstützen Fach- und Führungskräfte aus dem Ausland in der schwierigen Phase nach dem Ankommen, wenn der Kulturschock „zuschlägt“. Wir bieten neben Integrationsbetreuung und Onboarding-Begleitung auch speziell entwickelte Sprachkurse für die Neuankömmlinge und interkulturelle Trainings für die Zuwanderer und auch ihre Arbeitskollegen (Bestandspersonal) an. Unsere Relocation Consultants begleiten zu Behörden und helfen im Alltag bei der Bewältigung der vielen kleinen Herausforderungen, um langfristig gut in Deutschland anzukommen.
[1] wörtlich übersetzt „Hinzuführung zu einer Kultur“